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Systemfonts und Adobe Fonts

Ob gewollt oder nicht, heute haben auch die Grafiker und DTP-Dienstleister hierzulande mehr Schriften für Japanisch zur verfügung als früher, wo sie nur mit den Systemfonts auskommen mussten, die mit Betriebssystemen mitgeliefert wurden.

Microsoft, Apple und Adobe

 

Dominanz von Microsoft

Es gibt auf Windows-PCs zwei allseits bekannte japanische Schriftarten: MS Mincho und MS Gothic. Da die meisten Rechner auf dieser Erde Windows-PCs sind und für dieses Betriebssystem diese zwei Fonts lange die einzigen frei verfügbaren aus Japan waren, wurden die meisten japanischen Texte im Ausland in diesen Fonts gesetzt. Bei beiden gibt es nur eine einzige Strichstärke. Um eine fette Schriftvariante zu erzeugen, drückte man in Textverarbeitungsprogrammen wie z.B. MS Word einfach auf den Knopf »F«, wodurch die Schrift elektronisch »verfettet« wurde.

Das wäre so, als hätten Sie nur Times New Roman und Arial zur Verfügung. Bold-Schnitte davon gäbe es nicht und Sie wären gezwungen, künstlich »verfettete« zu benutzen. Und zwar für Ihre Geschäftspapiere, Imagebroschüren, Anzeigen, Magazine, Verpackungen, Internetauftritte und einfach für alles – grauenhaft. Ich übertreibe nicht. Noch im ersten Jahrzehnt des 21. jahrhunderts schrieben und setzten viele Japaner im Ausland tatsächlich unter ähnlichen Bedingungen, mit sehr wenig Freiheit zur Spontanität und Kreativität, japanische Texte.

Adobe mischt den markt auf

Diese Zeiten sind aber endgültig vorbei. Microsoft und Apple haben inzwischen ihre Sortimente der Systemfonts auch für Japanisch erweitert, und der Software-Riese Adobe bietet zudem in Kooperation mit MORISAWA japanische Fonts auf seinem Dienst »Adobe Fonts«, der ins Creative-Cloud-Abo integriert ist. Und Grafiker und DTP-Dienstleister kommen bekanntlich nicht um dieses Abo herum, so dass ihnen heute sehr viel mehr japanische Schriften »frei« zur Verfügung stehen als noch vor wenigen Jahren – ob gewollt oder nicht.

Was ändert sich nun?

Na, ganz logisch, die MS Gothic und MS Mincho werden auf jeden Fall durch andere »frei« verfügbare Schriften ersetzt. Die meisten Sprachdienstleister in Deutschland entscheiden sich vermutlich für Hiragino oder Source Han, und dann wird das Erscheinungsbild deutscher Unternehmen auf Japanisch alle gleich aussehen – daran wird sich doch nichts ändern.

Und es wird wohl immer mehr Setzer geben, die sich trotz mangelnder Sprachkenntnisse wagen, den japanischen Satz durchzuführen, und zwar nur deshalb, weil sie genügend Fonts zur Verfügung haben. Das ist nichts anderes als verantwortungslos aber dafür kann ich auch nichts. Also, bitte fragen Sie Ihre Übersetzungsagentur nicht nach verfügbaren Fonts für den japanischen Satz, denn alle haben heute welche, sondern gezielt danach, ob der Setzer Japanisch perfekt kann, denn darauf kommt es wirklich an.

  • Windows

Microsoft

MS Gothic

MS Gothic

MS Gothic von Microsoft

MS P Gothic

MS P Gothic

MS P Gothic von Microsoft

MS Mincho

MS Mincho

MS Mincho von Microsoft

MS P Mincho

MS P Mincho

MS P Mincho von Microsoft

[ »P« steht für »Proportional« ] MS Gothic ist beispielsweise eine Monospace-Schrift (nichtproportional). Bei MS P Gothic sind lediglich die Kana sowie die die Buchstaben und Ziffern westlicher Alphabete proportional. Hierbei ist die Breite jedes einzelnen Kana zwar individuell, die Form jedoch unverändert.

[ Fonts aus MS Office ] Auch Microsoft Office für Mac bringt etliche japanische Fonts mit. MS Gothic und MS Mincho sind aber schon seit Langem mit der Software gebündelt, so dass die wenigen Japanisch-Übersetzer, die mit Mac arbeiten, auch wegen der Windows-Kompatibilität eben diese beiden Fonts verwenden.

Meiryo Regular · Italic · Bold · Bold Italic

Meiryo

Regular
Italic
Bold
Bold Italic

Meiryo von Microsoft

[ Meiryo und Kursive ] Meiryo besteht zwar aus den vier Schnitten Regular, Italic, Bold und Bold Italic, aber »Italic« gibt es bei japanischen Schriftzeichen nicht, so dass sie eigentlich nur aus zwei Schnitten besteht. Für die lateinischen Buchstaben und die Ziffern hat der britische Altmeister Matthew Carter seine Verdana umgestaltet, an der auch die Gestaltung der gesamten Kanji und Kana orientiert ist.

JIYUKOBO

Yu Gothic l · r · m · b

Yu Gothic

L · R · M · B

Yu Gothic im Windows

Yu Mincho m · db · eb

Yu Mincho

M · DB · EB

Yu Mincho im Windows

[ Profis am Werk ] Yu Gothic und Yu Mincho sind die neuen Alternativen auf Windows und Mac (s. unten). Allerdings sind sie, genau wie die Office-Programme, untereinander nicht 100-prozentig kompatibel.

Im Gegensatz zu den unbeholfen wirkenden MS-Schriften sind sie aus gutem Haus, und man sieht bemerkenswerte Fortschritte insbesondere bei der Gestaltung von lateinischen Buchstaben.

  • macOS

JIYUKOBO

Jiyukobo ist eine der bedeutendsten Typedesigner-Gruppen Japans, die im Jahr 1989 von drei ehemaligen Designern bei Shaken gegründet wurde. Seit 2019 gehört sie zur Unternehmensgruppe von Morisawa. Apple verwendet die Hiragino-Fonts für die Darstellung japanischer Texte im Betriebssystem OS X, das mittlerweile macOS heißt, seit dessen Einführung der Beta-Version 2000 und seit 2008 auch im iOS.

Hiragino Sans (Hiragino Kaku Gothic) w0–w9

Hiragino Sans (Hiragino Kaku Gothic)

W0–W9

Hiragino Sans Japanisch im macOS

Hiragino Mincho w3 · w6

Hiragino Mincho

W3 · W6

Hiragino Mincho im macOS

Hiragino Maru Gothic w4

Hiragino Maru Gothic

W4

Hiragino Maru Gothic im macOS

[ Die Hiraginos ] Mittlerweile wurden 13 Schriftschnitte aus der Hiragino-Familie im macOS bereitgestellt, aber die komplette Familie, die auch zum Font-Abo MORISAWA PASSPORT gehört, ist noch weitaus vielfältiger und besteht insgesamt aus 70 Schnitten.

Yu Gothic m · b

Yu Gothic

M · B

Yu Gothic im macOS

Yu Mincho m · db · eb

Yu Mincho

M · DB · EB

Yu Mincho im macOS

Yu Kyokasho m · b

Yu Kyokasho

M · B

Yu Kyokasho im macOS

Yu Kyokasho Yoko m · b

Yu Kyokasho Yoko

M · B

Yu Kyokasho Yoko im macOS

FONTWORKS

Tsukushi A Round Gothic r · b

Tsukushi A Round Gothic

R · B

Tsukushi A Round Gothic im macOS

Tsukushi B Round Gothic r · b

Tsukushi B Round Gothic

R · B

Tsukushi B Round Gothic im macOS

Klee m · b

Klee

M · B

Klee im macOS

TOPPAN

Toppan Bunkyu Gothic r · db

Toppan Bunkyu Gothic

R · DB

Toppan Bunkyu Gothic im macOS

Toppan Bunkyu Mincho r

Toppan Bunkyu Mincho

R

Toppan Bunkyu Mincho im macOS

Toppan Bunkyu Midashi Gothic eb

Toppan Bunkyu Midashi Gothic

EB

Toppan Bunkyu Midashi Gothic im macOS

Toppan Bunkyu Midashi Mincho eb

Toppan Bunkyu Midashi Mincho

EB

Toppan Bunkyu Midashi Mincho im macOS
  • Adobe Fonts

Ryoko Nishizuka

Lange waren die Kozuka-Fonts von Masahiko Kozuka die einzige japanische Schrift, die von Adobe herausgegeben wurde. Dies änderte sich erst, nachdem die japanische Typdeseignerin Ryoko Nishizuka (1972–) die Leitung der Schriftentwicklung für Japanisch übernahm.

Source Han Sans el · l · n · r · m · b · h

Source Han Sans

EL · L · N · R · M · B · H

Source Han Sans Japan von Adobe

Source Han Serif el · l · n · r · m · b · h

Source Han Serif

EL · L · N · R · M · B · H

Source Han Serif Japan von Adobe

[ Noto-Fonts CJK von Google ] Adobe und Google haben gemeinsam einen CJK-Font entwickelt und haben ihn nur unterschiedlich benannt. Die Bezeichnung der Schriftschnitte ist auch teilweise anders, aber die Schriftzeichen für Japanisch sind in den beiden Fonts komplett identisch und sind eine Weiterentwicklung von der Schriftfamilie Ryo.

Ten Mincho Regular · Italic

Ten Mincho

Regular
Italic

Ten Mincho von Adobe

Ten Mincho Text Regular · Italic

Ten Mincho Text

Regular
Italic

Ten Mincho Text von Adobe

[ Japanisch-amerikanische Zusammenarbeit ] Die lateinischen Buchstaben und Ziffern in dieser modernen Ten-Mincho wurden von Robert Slimbach, dem Leiter der Schriftentwicklung bei Adobe, entworfen. Mehr über die Entstehungsgeschichte der Schrift Ten Oldstyle erfahren Sie hier.

Wie bereits weiter oben bei Meiryo von Microsoft erwähnt, gibt es »Italic« bei japanischen Schriftzeichen nicht. Warum es dennoch den »Italic«-Schnitt dieser japanischen Schrift gibt?

Kazuraki

Kazuraki

Kazuraki von Adobe

[ Für besondere Anlässe ] Diese wunderschöne Kalligraphie-Schrift basiert auf der Handschrift von Fujiwara no Sadaie (1162–1241), einem der bedeutendsten Dichter Japans. Ihre wahre Schönheit zeigt sich erst dann richtig, wenn die Schrift vertikal gesetzt wird (klicke auf »mehr lesen«)

Muster 1, Vertikalsaz von Kazuraki
Muster 2, Vertikalsaz von Kazuraki

Beide Bilder: Adobe

Masahiko Kozuka (Kanji) + Ryoko Nishizuka (Kana)

Ryo Gothic el · l · r · m · b · h · uh

Ryo Gothic

EL · L · R · M · B · H · UH

Ryo Gothic von Adobe

Ryo Text el · l · r · m

Ryo Text

EL · L · R · M

Ryo Text von Adobe

Ryo Display m · sb · b · eb · h

Ryo Display

M · SB · B · EB · H

Ryo Display von Adobe

[ Gemischte Fonts ] Ryo war ursprünglich ein Kana-Font, der nur aus den japanischen Kana-Zeichen bestand und dafür konzipiert war, mit den Kozuka-Fonts gemischt zu werden. Die Schriftgroßfamilie Ryo wurde zunächst (in der CS-Ära) bei Adobe-Software mitgeliefert, wurde jedoch vor allem im Ausland schnell in Vergessenheit geraten, da Nicht-Japaner nicht wussten, was sie damit machen sollen. Nun ist sie wieder da – als ein fertig vorgemischter »vollständiger« Font.

Masahiko Kozuka

Kozuka Gothic el · l · r · m · b · h

Kozuka Gothic

EL · L · R · M · B · H

Kozuka Gothic von Adobe

Kozuka Mincho el · l · r · m · b · h

Kozuka Mincho

EL · L · R · M · B · H

Kozuka Mincho von Adobe

[ Die Technische ] Die Großfamilie Kozuka mit je sechs Schnitten für Mincho und Gothic wurde im Paket zusammen mit diversen Adobe-Programmen wie InDesign, Illustrator, Photoshop oder Acrobat geliefert und war so schon immer auch auf vielen Rechnern außerhalb Japans verfügbar. Der Name stammt von Masahiko Kozuka, geboren 1929, den man als Großmeister der Entwicklung japanischer Schriften bezeichnen kann. Er beschäftigt sich seit mehr als einem halben Jahrhundert mit Schriftentwurf.

Als technikbegeisterter Mensch verwendete er stets modernste Technologie und eigene Methoden für seine Arbeiten. So kam Anfang der 90er Jahre eine Zusammenarbeit mit dem Software-Unternehmen Adobe zustande, das damals (noch) intensiv an Multiple Master Fonts arbeitete.

Die Kozuka-Fonts wurden in unglaublicher Geschwindigkeit fertiggestellt: 6 Schnitte, ca. 60.000 Zeichen, in weniger als zwei Jahren (!) Und das ist vielleicht der Grund, warum ihnen die gewisse Wärme fehlt und sie keine große Verbreitung fanden, obwohl sie im Bündel mit den oben genannten Programmen vertrieben wurden.