Japanische Kana-Fonts
Auch nur mit Kana-Fonts kann man Japanisch setzen. Gedichte oder Kinderbücher zum Beispiel. Aber sie sind in der Regel dafür geschaffen, mit einem vollständigen Font, der neben Kana-Zeichen auch Kanji enthält, gemischt und zusammengesetzt zu werden.
Kana-Mincho
Ryumin Old Kanal · r · m · b · eb · h · eh · u
Ryumin Old Kana
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Alternative proportionale Kana-Schriften für die Ryumin-Großfamilie. Man könnte fast sagen, dass sie die »scharfe« Variante von der A1 Mincho sind.
Yutsuki 5 Go Kanaw2–w8
Yutsuki 5 Go Kana
w2–w8
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Wie so oft diente auch hier eine Buchdruckschrift aus Tsukiji als Vorlage für diese ausgesprochen elegante Kana-Schrift, die von Jiyukobo zwischen 1998 und 2002 entwickelt wurde.
Yutsuki 36 Point Kanaw2–w8
Yutsuki 36 Point Kana
w2–w8
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Das Design basiert auf einer alten, 36 Punkt großen Mincho-Buchdruckschrift aus Tsukiji, die vermutlich Anfang des 20. Jahrhunderts angefertigt wurde.
Die letzte Arbeit des legendären Typedesigners Tsutomu Suzuki (1949–1998), der zwei Jahrzehnte lang bei Shaken tätig war und 1989 das Unternehmen Jiyukobo gründete. Die Schrift wird standardmäßig mit der Schriftfamilie Hiragino-Mincho kombiniert, die ebenfalls unter seiner Leitung entstand.
Antiquel · r · m · db · b · h · u
Antique
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Im Vergleich zu den üblichen Mincho-Schriften ist der Kontrast zwischen stärkeren und feineren Strichen bei dieser Kana-Schriften sehr klein. Dadurch sollten sie sich weniger auffällig in eine Gothic-Schrift einfügen. Zum Beispiel beim Manga-Satz.
Shuei 3 Go Kanal · r · m · b · eb · h · eh · u
Shuei 3 Go Kana
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Shuei-Schriften sind die Originalschriften von der Druckerei Shuei-Sha, die 1876 in Ginza, Tokio gegründet wurde und heute Dai Nippon Printing heißt.
Es existieren mehrere historische Schriftschnitte aus verschiedenen Epochen. Die Größe »3« entspricht etwa der Schriftgröße von 16 Punkt und wurde um 1927 entworfen.
Shuei 5 Go Kanal · r · m · b · eb · h · eh · u
Shuei 5 Go Kana
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Die Größe »5« entspricht etwa der Schriftgröße von 10,5 Punkt und wurde um 1913 entworfen.
Kana-Gothic
Hiragino Kaku Gothic AD Kanaw1–w9
Hiragino Kaku Gothic AD Kana
w1–w9
Neo Today Small Kanael · l · r · m · db · b · h · u
Neo Today Small Kana
el · l · r · m · db · b · h · u
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Angefertigt als alternative Kana-Schrift zum Bestseller Shin Go. Zwei Varianten, Small Kana und Large Kana, sind vorhanden. Das Beispiel hier ist die kleinere Variante Small, obwohl sie immer noch viel größer aussieht als alle anderen, in der selben Größe dargestellten Beispiele.
Bokutohl · r · m · db · b · h · u
Bokutoh
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Eine moderne, humanistische Kana-Schrift mit traditionellen Kana-Formen. Entworfen im Jahre 1991 vom vielfach preisgekrönten Typedesigner Yutaka Satoh (1951–).
Typelabol · r · m · db · b · h · u
Typelabo
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Kana-Maru-Gothic
Maru Antiquel · r · m · db · b · h · u
Maru Antique
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Maru Todayl · r · m · db · b · h · u
Maru Today
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Gakusan Shin Maru Gor · m · b
Gakusan Shin Maru Go
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Ajioka Kana-Fonts
– ein Meilenstein in der Geschichte des japanischen Typedesigns
Pionierarbeit in Sachen Kana-Fonts geleistet hat das Multitelent Shintaro Ajioka (1949–). Seine bisherige künstlerische Tätigkeit umfasst Grafikdesign, Kalligrafie, Fotografie, Malerei, Bildhauerei, Möbeldesign, Architektur und Installationskunst.
Anfang der 80er Jahre bekam er den Auftrag, Waka – japanische Gedichte – zu setzen, und suchte dafür eine passende Kana-Schrift, fand aber keine. So entschloss er sich, selbst eine zu kreieren, obwohl er keine Erfahrung mit dem Entwerfen von Drucktypen hatte. Die Resonanz auf seine erste Schrift Komachi war außerordentlich positiv, so dass er gleich eine zweite anfertigte: Ryokan. 1984 kamen beide Kana-Fonts als Fotosatz-Schriften auf den Markt, hatten besonders bei Grafikdesignern großen Erfolg und fanden rasch weite Verbreitung.
Ajiokas These, das japanische Schriftbild könne durch das Auswechseln der Kana einfach und effektiv verändert werden, ist zwar heute unter Fachkundigen allgemein anerkannt, aber damals war noch kaum jemand außer ihm von dieser Idee überzeugt und niemand setzte sie in die Tat um. Mit der Fertigstellung der weiteren drei Kana-Familien Yukinari, Kodoken (auch Koudouken) und Tsukiji vollendete er 1992 sein Vorhaben.
Jede seiner Schriftarten basiert auf einem kalligrafischen Stil bzw. verkörpert eine bestimmte historische Charakteristik, nach der sie benannt wurde. Jede Schriftfamilie umfasst 13 Schriftschnitte, die sich aus drei Schriftklassen mit gemeinsamen Formmerkmalen zusammensetzen: Grundschrift (Mincho), Gothic und Hybrid. Ajioka Kana-Fonts sind mit insgesamt 65 Schriftschnitten heute noch mit Abstand die größte Schriftsippe (Englisch: font superfamily) auf den Inseln.
Die Verwendung der Schriftfamilien innerhalb einer Schriftsippe garantiert eine gute Harmonie. Deshalb sind sie für ein Corporate Design, den einheitlichen visuellen Auftritt eines Unternehmens, besonders gut geeignet.
Eine Grundform, drei Schriftklassen, dreizehn Schriftschnitte. Jede seiner Schriftfamilien besteht aus vier Mincho-, fünf Gothic- und vier Hybrid-Schnitten (v.l.n.r.). Alle 13 Schriftschnitte innerhalb eines Schriftstils besitzen die gemeinsamen Grundformen und Proportionen (die Abbildung zeigt Komachi).
Die »Superfamily«: Tsukiji, Komachi, Yukinari, Kodoken und Ryokan (v.l.n.r.).
Die ganz links gesetzten Kanji dienen dem Betrachter zur Orientierung, mit welchen Schriften für Kanji der jeweilige Kana-Font zusammengesetzt werden könnte. Ajioka verzichtete von Anfang an auf den Entwurf von Kanji.
Ajioka Kana-Fonts wurden früher von zwei Schriftenhäusern, Ryobi und TypeBank, vertrieben, und die Zusammenstellung der Schriftfamilien unterscheidet sich mehr oder weniger voneinander (Abbildung links: Ryobi). TypeBank bietet seit 2004 insgesamt 70 Schriftschnitte an.
Schriftfamilien und Satzmuster
Hier zeige ich Ihnen zunächst fünf Schrift- und Satzmuster aus jedem der fünf Schrifstile. Um die weiteren Schriftschnitte anzusehen, klicken Sie einfach auf das Bild.
Die Kanji in den Satzmustern stammen von den vom Schriftenhaus empfohlenen, sogenannten Standard-Fonts bzw. -Schriftarten, für die die Strichstärke der Ajioka-Fonts optimiert sind. Die drei Schriftarten heißen Hon Mincho, Now Gothic und Now Mincho, und Sie können die genaue Schriftmischung unter dem jeweiligen Satzmuster lesen.